Typisch deutsch? – Das Familienbild im Wandel
Noch im letzten Jahrhundert war das deutsche Familienbild relativ eindeutig: Vater, Mutter und zwei bis vier Kinder. Die Eltern waren verheiratet und lebten meist bis an ihr Lebensende zusammen. Die Rollenverteilung war klar bestimmt. Der Vater verdiente das Geld und die Mutter war für Haushalt und Kindererziehung zuständig. Doch das Familienbild begann sich zu wandeln und spätestens im 21. Jahrhundert ist klar, dass es DIE typisch deutschte Familie nicht mehr gibt. Längst nicht mehr alle Elternpaare sind verheiratet; die Zahl der Alleinerziehenden ist groß. Aber nicht nur Vater, Mutter und zwei Kinder werden als Familie betrachtet. Auch homosexuelle Paare dürfen eine Familie gründen und Adoptionen oder offene Beziehungen gehören ebenso zum Alltag. Auch die Zahl der Kinder pro Familie hat sich gewandelt. Unter anderem wird hier auch thematisiert, wie kinderfreundlich Deutschland eigentlich ist und wie Familien heute leben.
Wer gehört zur Durchschnittsfamilie?
Vier Kinder zu haben ist heute eher eine Seltenheit. Tatsächlich bekommen Frauen heutzutage viel später ihr erstes Kind – nämlich etwa zwischen 30 und 35 Jahren. Das ist auch der Grund dafür, dass die meisten Familien nur ein einzelnes Kind haben. Nur etwa 11% aller Paare entscheiden sich für drei oder mehr Kinder. Bei dem größten Teil der deutschen Eltern handelt es sich um verheiratete Paare. Wenn ein Elternteil alleinerziehend ist, dann ist dies zu fast 90% die Mutter. Die Zahl der unverheirateten und homosexuellen Paare, die Eltern werden, steigt.
Es gibt jedoch immer weniger Familien, die sich für ein Leben in einem Mehrgenerationenhaushalt mit den Großeltern entscheiden, wie es noch vor einigen Jahren das geläufige Modell war. Zusammengefasst besteht eine deutsche Durchschnittsfamilie also aus einem verheirateten Elternpaar mit Vater und Mutter und einem gemeinsamen Kind.
Wie wohnen Deutschlands Familien?
Der Traum vom Eigenheim geht nicht für alle deutschen Familien in Erfüllung. Im Gegenteil: Die meisten leben in einem Mehrfamilienhaus zur Miete. Ein eigenes Haus zu besitzen gehört eher in ländlichen Regionen zum Standard. Doch dort wohnen inzwischen immer weniger deutsche Familien, obwohl die meisten angeben, dass dort der beste Platz sei, um Kinder großzuziehen. Doch den Familien ist die Nähe zum Job und das bessere infrastrukturelle Angebot in der Stadt einfach wichtiger. Auch die kulturellen und freizeittechnischen Möglichkeiten locken junge Familien in Ballungszentren. Diese Abwanderung macht sich auf dem Land bemerkbar, obwohl man hier viel günstiger wohnen und leben könnte. Auch Betreuungsplätze sind hier nicht so rares Gut wie in der Stadt. Die meisten Familien leben übrigens in Bayern und Baden-Württemberg.
Ist Deutschland kinderfreundlich?
Auch immer mehr Frauen möchten heute Karriere machen und sehen daher ein Kind als Hindernis bzw. als Bremse für ihre beruflichen Aufstiegschancen. Doch stimmt das? Immernoch ist in den meisten deutschen Familien die Mutter die Person, die am häufigsten zuhause bleibt und sich um die Kindererziehung kümmert. Seit 2013 steht es eigentlich jedem Elternteil frei, ein Jahr in Erziehungsurlaub zu gehen, ohne dabei den Anspruch auf Gehalt und Beruf zu verlieren. Auch ein Betreuungsplatz soll für jedes Kind ab einem Jahr bereitgehalten werden. Die Realisierung dieses Vorhabens ist noch nicht vollends geglückt. So gehen 30% der Mütter nicht arbeiten. Deutschlands Kinderfreundlichkeit lässt sich eventuell auch an den sinkenden Geburtsraten messen. Hier herrscht auf jeden Fall noch Ausbaubedarf.
Fazit zur deutschen Durchschnittsfamilie
Eine typisch deutsche Familie gibt es heute nicht mehr. Vielfältige Familienmodelle sind möglich und vertreten. Familien bevorzugen Wohnorte mit Anbindung an Ballungszentren, um vom reichhaltigen Angebot dieser Regionen zu profitieren. In puncto Kinderfreundlichkeit hat Deutschland noch viel Nachholbedarf, wenn die Überalterung der Gesellschaft gestoppt werden soll und Frauen und jungen Familien besser unter die Arme gegriffen werden soll. Der Staat unterstützt zwar schon in vielen Bereichen, jedoch ist das Ziel der Gleichsstellung von Familien noch lange nicht erreicht.
Foto: pixabay.com
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