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Der Sommer 2020 ist wettertechnisch durchwachsen, von der Coronakrise geprägt und dürfte als Sommer mit vielen fatalen Badeunfällen in Erinnerung bleiben. Kaum startete die Badesaison 2020, waren beinahe täglich Pressemeldungen zu lesen, in denen es darum ging, dass wieder einmal ein Kind ertrunken ist. Das macht deutlich: Kinder müssen schwimmen lernen.

Wasser – die unterschätzte Gefahr für Kinder & Erwachsene

Generell sollte die Gefahr von Gewässern niemals unterschätzt werden. Dies gilt, wenn Sie als Familie einen Badeausflug planen, zum Strandurlaub fahren, mit den Kindern ins Schwimmbad gehen, einen Sommertag am Badesee genießen wollen oder im Garten ein Plantschbecken aufstellen. Aber auch grundsätzlich überall dort, wo ein Gewässer in unmittelbarer Nähe ist, ist höchste Vorsicht geboten:

  • Bach
  • Fluss
  • Gartenteich

Sämtliche Gewässer können zur tödlichen Gefahr für Kinder und Erwachsene werden, wie diese Meldungen aus dem Sommer 2020 unmissverständlich klar machen:

  • Am 26. Juni ertranken in Greven (NRW) zwei Drillingskinder im Gartenteich auf dem Nachbargrundstück.
  • Ende Juni ist eine Mutter gemeinsam mit ihrem 5-jährigen Sohn in Trebur im Rhein ertrunken. Der Fünfjährige wollte sich vermutlich in einer Badebucht abkühlen, als er in einen Strudel geriet. Die Mutter des Kindes sprang ins Wasser, um ihren Sohn zu retten. Der Rettungsversuch gelang nicht. Denn auch die Mama war Nichtschwimmer.
  • Anfang Juli ertrank ein 32 Jahre alter Mann, der seine 10-jährige Tochter und den gleichaltrigen Sohn seiner Lebensgefährtin aus der Ostsee retten wollte. Bei der Rettung wurde der Mann von der Strömung erfasst.

Kinder müssen Schwimmen lernen, daran besteht kein Zweifel. Auch Mamas und Papas sollten unbedingt sichere Schwimmer sein, um im Notfall das Kind aus dem Wasser retten zu können. Zudem dürfen Kinder niemals in Wassernähe unbeaufsichtigt sein. Sogar in einer kleinen Pfütze oder in einem mit Wasser gefüllten Kübel können Kinder ertrinken!

DLRG veröffentlicht Statistik “Ertrinken”

Jährlich sterben in Deutschland etwa 500 Menschen durch Ertrinken. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gab in ihrer Presseerklärung vom 05.03.2020 (https://www.dlrg.de/informieren/die-dlrg/presse/statistik-ertrinken/presseinfo-statistik-ertrinken/) zwar bekannt, dass die Zahl der Ertrinkenden im Jahr 2019 um 17,3 % gesunken sei.

Jedoch sieht die DLRG diesen Rückgang der tödlichen Badeunfälle im wechselhaften Wetter begründet. Neben sonnigen Tagen mit Temperaturrekorden gab es im Sommer 2019 viele kühle und verregnete Tage, sodass der Andrang an Badeseen und den Küsten weitestgehend ausblieb. Allerdings verloren alleine in den heißen Sommermonaten Juni, Juli und August insgesamt 237 Erwachsene und Kinder ihr Leben durch Ertrinken. Die traurige Statistik erfasst nicht nur Badeunfälle, die beim Schwimmen eingetreten sind, sondern auch tödliche Wasserunfälle, die sich beim Angeln, Segeln oder in anderen Situationen zugetragen haben.

DLRG Aufklärungskampagne “Sicheres Schwimmen”

Kinder müssen schwimmen lernen, doch dies wird durch vielen Schwimmbadschließungen in Deutschland zunehmend schwieriger. Kommunen, Städte und Länder setzen den Rotstift an, was fatale Folgen hat und die Kinderfreundlichkeit in Deutschland einmal mehr in Frage stellt. Immer mehr Schwimmbäder werden geschlossen, die Zahl der Nichtschwimmer steigt.

Seit dem Jahr 2000 schließen im Schnitt 80 Bäder – jedes Jahr!

Laut DLRG fällt bereits in rund 25 Prozent aller deutschen Grundschulen der Schwimmunterricht aus. Aufgrund fehlender Bäder wird es deshalb auch für Eltern immer schwieriger, für Kleinkinder und Grundschüler einen Schwimmkurs zu buchen.

Erschwert wird die Problematik durch die Coronakrise. Insofern Schulen überhaupt noch eine Schwimmausbildung für Grundschüler anbieten, fiel in Frühjahr und Sommer 2020 der schulische Schwimmunterricht wegen der coronabedingten Schulschließung und dem Corona Lockdown aus. Darüber hinaus mangelte es aus eben jenen Gründen insbesondere jungen Schwimmern an Möglichkeiten, die angeeignete Schwimmfertigkeit weiter zu trainieren.

Die DLRG hat die Aufklärungskampagne “Sicheres Schwimmen” gestartet. Mit der Petition “Rettet die Bäder!” verleiht die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft ihrer Forderung mehr Nachdruck. Ziel ist es, dem drastisch zurückgehenden Ausbildungsangebot sowie der Schließung von Freibädern und Hallenbädern entgegenzuwirken. Alle Kinder müssen schwimmen lernen und das ist nur möglich, wenn Bäder erhalten bleiben und schulischer, sowie außerschulischer Schwimmunterricht sichergestellt werden kann.

 

Kinder müssen schwimmen lernen – Eltern sind gefordert!

Eltern sollten sich keinesfalls darauf verlassen, dass Jungs und Mädchen in der Grundschule Schwimmunterricht haben. Ohnehin ist es mehr als sinnvoll, bereits vor der Einschulung mit den Kindern das Schwimmen zu lernen. Mit diesen Tipps wird Ihr Kind zum sicheren Schwimmer!

Kann ich meinem Kind selbst das Schwimmen beibringen?

Zwar können Mamas und Papas, die gute Schwimmer sind, ihren Kindern das Schwimmen selbst beibringen. Allerdings geht es nicht nur darum, dass Kinder notdürftig Schwimmen lernen, sondern lernen, wie es richtig geht. Deshalb ist es grundsätzlich zu empfehlen, dass Kinder geeignete Schwimmkurse bei erfahrenen Schwimmausbildern absolvieren und in sicherer Umgebung die unterschiedlichen Schwimmstile lernen. In einem öffentlichen Schwimmbad arbeiten neben dem erfahrenen Schwimmlehrer auch Bademeister bzw. Rettungsschwimmer, die im Notfall vor dem Ertrinken retten.

Wann sollten Kinder schwimmen lernen?

Je früher ein Kind mit dem Element Wasser vertraut wird, desto besser kann es später schwimmen lernen. Schon im Babyalter können Eltern mit ihren Kindern zum Babyschwimmen oder mit dem Kleinkind zum Eltern-Kind-Schwimmen gehen. So gewöhnen sich Säuglinge und Kleinkinder an das Plantschen im kühlen Nass.

Mit dem ersten Kinderschwimmkurs sollte es nach Empfehlung der DLRG ab einem Alter von etwa vier Jahren losgehen. In diesem Alter sind Kinder in der Lage, nach Anweisung Schwimmbewegungen zu lernen und die Übungen koordiniert auszuführen. Aber auch schon davor könnt ihr mit euren Kids zum Schwimmen gehen, denn die allermeisten Kinder lieben das Element Wasser und zudem ist dieser Sport gut für Rückengesundheit, zum Abbau von Übergewicht, für die Ausdauer und zur Entlastung verspannter Muskeln, unter denen bereits Schulkinder leiden.

Schwimmabzeichen “Seepferdchen” – ab 5 Jahren

Ab einem Alter von etwa 5 Jahren können Kinder das Frühschwimmerabzeichen “Seepferdchen” machen. Hierfür muss das Kind im Rahmen der Prüfungsaufgaben vom Beckenrand springen, 25 Meter schwimmen und einen Gegenstand aus dem schultertiefen Wasser heraufholen.

Vom Schwimmanfänger zum sicheren Schwimmer

Die frühe Schwimmausbildung zum Seepferdchen ist eine tolle Motivation für kleine Kinder, das Schwimmen zu erlernen. Nach dem ersten Schwimmkurs ist es absolut wichtig, dem Kind Aufbaukurse zu ermöglichen. Das Frühschwimmerabzeichen macht nämlich kein Kind zu einem sicheren Schwimmer. Alle Kinder sollten die Schwimmregeln lernen, weitere Schwimmabzeichen erwerben und so oft es nur geht, das Schwimmen üben, um die eigenen Schwimmfähigkeiten zu trainieren und Ausdauer beim Schwimmen zu erlangen.

Kinder müssen schwimmen lernen – viele Eltern auch!

Selbst, wenn das Kind am Schulschwimmen teilnimmt, reicht dieser gelegentliche Schwimmunterricht nicht aus, um sicher schwimmen zu können. Eltern sollten daher unbedingt so oft wie möglich mit den Kindern zum Schwimmen gehen. Dies ist übrigens eine gute Gelegenheit, selbst Schwimmtraining zu absolvieren und vielleicht sogar in einem Schwimmkurs das Transportieren einer anderen Person im Wasser zu erlernen.

Quellen:
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/mainz/mutter-und-sohn-ertrinken-100.html
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Mann-ertrinkt-nach-Rettung-seiner-Kinder,badeunfall406.html
https://www.n-tv.de/panorama/Kleinkinder-ertrinken-im-Gartenteich-article21875090.html

WERBUNG/Zuletzt aktualisiert am: 23.04.2024 um 23:00 Uhr.

Fotos: Pixabay.com

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