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In einer Familie gibt es jeden Tag viel zu besprechen. In Konfliktsituationen fällt Reden oft schwer. Die Aufteilung der Aufgaben, das Liegenlassen oder nicht Zurücklegen von Sachen, Konflikte mit Geschwistern – es gibt klassische Situationen, in denen es in Familien knallt. Regelmäßiges Üben vereinfacht Kommunikation in schwierigen Situationen. In der wöchentlichen Familienkonferenz lernen alle Familienmitglieder, sich zuzuhören und miteinander zu sprechen. Wir zeigen Dir, wie das funktioniert.

Warum eine Familienkonferenz?

Der Name „Familienkonferenz“ stammt vom Psychologen Dr. Thomas Gordon. Sein Konzept aus den 60iger Jahren zielt darauf ab, das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern zu stärken und gemeinsam lösungsorientiert und demokratisch zu agieren. Ein ähnliches Konzept entwickelte der Psychiater und Sozialtherapeut Professor Rudolf Dreikurs. Er nannte das verbindliche Treffen „Familienrat“. Der Ansatz ist gleich: Alle Familienmitglieder kommen gleichberechtigt zu Wort. Das Prinzip eignet sich für Kinder ab drei Jahren. Insbesondere in der Pubertät hilft es, Spannungen abzubauen und im Kontakt zu bleiben.

Wichtig: Familie ist keine 100ige Demokratie. Die Eltern sind in der Verantwortung und treffen die wegweisenden Entscheidungen. Die Familienkonferenz gibt Kindern die Möglichkeit, ruhig ihren Standpunkt und ihre Bedürfnisse auszudrücken. Sie üben Mitsprache und Mitbestimmung.

Wie läuft eine Familienkonferenz?

Es gibt einen festen Termin in der Woche. Kann dieser nicht eingehalten werden, bestimmen alle einen Ausfalltermin. Sind die Kinder klein, reichen 20 Minuten. Ab dem Grundschulalter können Kinder 40 Minuten konzentriert zuhören. Eine Person hat reihum den Vorsitz. Hierfür kann es ein Symbol geben, wie beispielsweise einen Stein oder eine Muschel. Zu Beginn kann es einen kurzen Rückblick geben. Jeder sagt, wie es ihm diese Woche ging, was er schön und nicht so schön fand. Das Rede-Symbol wird weitergegeben. Damit ist klar: Diese Person spricht und die anderen hören zu. Manches Mal ergibt sich bereits aus dieser Runde weiterer Gesprächsbedarf. Unabhängig davon hat jeder das Recht, ein Thema vorzuschlagen, was ihn beschäftigt.

Wie sprechen wir?

In einer Familienkonferenz lässt sich das Sprechen in Ich-Botschaften üben. Beim Sprechen berichtest Du, wie es Dir geht und was etwas mit Dir gemacht hat. Ich-Botschaften vermeiden Vorwürfe und erleichtern ein Sprechen über einen Konflikt. Da immer nur einer das Wort hat und er erst das Symbol weitergeben muss, übt es gleichzeitig im Zuhören. Oft ist das gerade für die Jüngeren in einer Familie ein bestärkendes Gefühl. „Ich spreche und alle hören mir zu.“

Wir reden miteinander und nicht übereinander

In einer Familienkonferenz ist klar, dass nicht über- sondern miteinander gesprochen wird. Weder spricht ein Kind mit den Eltern über ein Geschwisterkind spricht noch wird mit einem Elternteil über den anderen Elternteil gesprochen. Das ist ein wichtiger Grundsatz für ein gesundes Verhältnis der einzelnen Familienmitglieder als auch für später. Direkte Kommunikation bietet die Möglichkeit, Konflikte bereits im Keim zu klären. Indirekte Kommunikation lässt Konflikte oft unnötig wachsen. Oft haben Kinder einen Elternteil, der ihnen näher ist. Das kann sich phasenweise ändern. Bei Konflikten und Ärger sollten Eltern stets den direkten Kontakt fördern. Eine Familienkonferenz ist der richtige Ort dafür.

Keine Tabus und keine Wertung

Wichtiger Grundsatz ist: Alle Themen sind erlaubt. Anliegen werden nicht bewertet. Jedes Thema und Anliegen hat Raum und wird ernst genommen. Gerade jüngere Kinder haben oftmals Themen, die älteren Kinder und Eltern unwichtig scheinen. Für das jüngere Kind ist es wichtig, dass sein Anliegen ernstgenommen wird. Es fühlt sich gesehen und die Familienkonferenz wirkt positiv auf die Stimmung in der Familie.

Regeln zusammen beschließen

Das Einhalten von Regeln sorgt in vielen Familien für Spannungen und Streit im Alltag. Die Familienkonferenz bietet die Chance über bestehende Regeln zu sprechen. Jeder legt seine eigene Position dar. Außerdem dürfen Kinder in einer Familienkonferenz eigene Regeln aufstellen. Sie haben die Möglichkeit zu sagen, was sie sich von ihren Eltern wünschen. Häufig sind das Sachen, wie beispielsweise zusammenspielen, bauen oder vorlesen. Oder dass das Smartphone am Wochenende nicht dabei ist. Kinder halten sich besser an gemeinsam abgesprochene Regeln. Du hörst, was Deine Kinder beschäftigt und was sie sich von Dir wünschen.

Individuell gestalten

Eine Familienkonferenz bringt Dich näher zusammen mit Deinen Kindern. Ihr könnt sie gemeinsam gestalten. Vielleicht malt einer ein „Protokoll“ bei wichtigen Punkten? Vielleicht braucht es einen Gong, wenn es zu lebhaft wird? – Gemeinsam findet Ihr einen Weg, Eure Familienkonferenz entspannt und passend zu gestalten.

Foto: pixabay.com

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