Verklärt erinnern wir uns häufig an unsere Spieleabende mit der Familie: Alle saßen beisammen, kein Telefon störte, es wurde mitgefiebert und sich gefreut, wenn man gewonnen hatte. Heute denken wir bei einem Familienabend eher daran, wie eine Familie gemeinsam vor dem Fernseher sitzt und jeder hat nebenbei sein Handy in der Hand hat. Beide Klischees mögen nicht immer zutreffend, dennoch ist eine Tendenz zu erkennen. Dabei haben Gesellschaftsspiele nicht an Anreizen verloren. Und gerade für Kinder sind gemeinsame Spiele nicht nur Unterhaltung, sondern auch Lernzeit. Mit gemeinsamen Spielen kannst du dein Kind optimal fördern und dabei gleichzeitig eine schöne Zeit miteinander verbringen.
Spielend lernen
Alle Spiele fördern dein Kind, egal ob drinnen oder draußen. Jedes Spiel hat dabei seine Förderschwerpunkte und spielt seine eigene Rolle in der Entwicklung deines Kindes. Gesellschaftsspiele fördern vor allem soziale Kompetenzen, insbesondere folgende Aspekte der Entwicklung stehen dabei im Vordergrund:
Geduld: Jeder Spieler darf bei einem Spiel nacheinander einen Zug machen. Es erfordert Geduld von deinem Kind, zu warten, bis es wieder an der Reihe ist. Daneben dauert ein Spiel einige Zeit und das Kind muss die Geduld aufbringen, das Spiel bis zu Ende zu spielen.
Konzentration: Gerade bei Merkspielen, wie Memory, ist Konzentration eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man braucht, um zu gewinnen. Nirgendwo rächt es sich schneller, wenn man sich nicht konzentriert, als bei Memory-Varianten. Hierbei lernt das Kind ganz schnell, wie wichtig Konzentration ist, um sein Ziel zu erreichen.
Umgang mit Frust & Konfliktlösung: Verlieren erzeugt Frust. Und der Umgang mit diesem wird beim Spielen trainiert. So lernt dein Kind, dass es nicht immer seinen Willen bekommen kann. Natürlich wird dein Kind hin und wieder versuchen, diesem Frust durch Schummeln zu entgehen. Wenn es dabei erwischt wird, muss es den Konflikt lösen. Auch dies ist eine wichtige soziale Komponente.
Motorische Fähigkeiten: Es gibt einige Spiele, die fordern dein Kind motorisch heraus. Eines der bekanntesten Gesellschaftsspiele, die die Motorik deines Kindes schulen, ist Jenga. Hier muss nicht nur überlegt werden, welcher Stein als nächstes aus einem Turm entfernt werden kann, sondern der auserwählte Stein muss auch mit sehr viel Gefühl entfernt werden.
Logisches Denken: Jedes Spiel benötigt logisches Denken und steigert sich je nach Alter des Kindes. Zunächst sind es einfache Verarbeitungen („Welches Figur darf ich setzen?“), später sind es taktische Fragen („Welche Karte lege ich zuerst?“).
All diese während dem Spiel erlernten Komponenten helfen deinem Kind, sich in der Schule und vor allem auch persönlich weiter zu entwickeln. Konzentration, analytische Fähigkeiten und strategisches Denken werden deinem Kind beim Lösen von vielen Aufgaben helfen. Vorausschauende Planung und Verhandlungsgeschick wird dein Kind leichter an seine Ziele bringen. Wenn Kinder frühzeitig lernen, Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, können sie zielgerichteter handeln und überlegter Entscheidungen treffen.
Wie wähle ich das richtige Spiel aus?
Manchmal ist es nicht so leicht, dass richtige Spiel zu finden. Es gibt ein riesiges Angebot an verschiedenen Brett- und Gesellschaftsspielen, wie soll man daraus nur das passende Spiel auswählen? Bei Kleinkindern kann man sich immer bei Erzieherinnen erkundigen, welches Spiel aktuell gerne im Kindergarten gespielt wird. Auch kann man sich an Auszeichnungen, wie zum Beispiel „Spiel des Jahres“ bzw. „Kinderspiel des Jahres“ orientieren. Beobachte dein Kind: du wirst schnell merken, welche Präferenzen dein Kind hat.
Folgende Kriterien solltest du allerdings unbedingt beachten:
– altersgerechte Spiele auswählen: Jedes Spiel ist mit einer Altersempfehlung versehen. Haltet euch daran. Komplizierte Regeln führen zu Überforderung und diese raubt die Motivation und mindert den Spielspaß. Wenn man mit der gesamten Familie spielt, richtet sich die Auswahl des Spiels selbstverständlich nach dem Alter des jüngsten Spielers.
– Spieldauer: Die Spieldauer ist auf allen Spielen mit angegeben. Meist ist die Dauer eines Spiels entsprechend der Altersempfehlung. Für 3Jährige Kinder ist eine Dauer von 10-15 min. völlig ausreichend, ältere (Kindergarten-) Kinder finden auch gefallen an etwas längeren Spielen (20-30 min.). Danach lässt ihre Konzentration meist stark nach und das Spielvergnügen schlägt in Frust um.
– Genre: Auch Kinder entwickeln schon früh Vorlieben beim Spielen. Manche lieben klassisches Würfelspiel, andere Geschicklichkeitsspiel oder wieder andere bevorzugen Spiele, bei denen Kreativität gefragt ist. Die Auswahl der Spiele ist heutzutage so groß, dass für jeden etwas dabei ist.
Darf ich mein Kind gewinnen lassen?
Eine Frage, die Eltern immer wieder beschäftigt. Gerade die Kleinsten will man nicht demotivieren und man sieht einfach zu gerne die strahlenden Kinderaugen, wenn sie gewonnen haben. Gleichzeitig stellt sich immer die Frage: Ist das noch pädagogisch sinnvoll? Natürlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn du dein Kind immer wieder einfach gewinnen lässt. Schließlich ist ja auch gerade der Umgang mit dem Verlieren ein wichtiger Lerneffekt von Spielen. Ab und an darf dein Kind aber natürlich auch mal mit deiner Hilfe gewinnen. Alternativ spielt ihr einfach ein Spiel, bei dem niemand gewinnt bzw. ihr gewinnt oder verliert gemeinsam.
Gemeinsames Spielen gibt dir die Möglichkeit, deinem Kind vorzuleben, wie sich ein guter Gewinner oder Verlierer verhält. Wenn du gewinnst, darfst du dich natürlich freuen, aber in Maßen. Erkläre deine Kind, dass jeder einmal gewinnt oder verliert. Wenn du verlierst, freue dich mit deinem Kind gemeinsam und lobe es und sage ihm, was es gut gemacht hat. Zeige deinem Kind, dass spielen auch Spaß macht, wenn man verliert.
Gesellschaftsspiele verbinden Generationen
Die Eltern sind nicht begeistert von den Computer- bzw. Handyspielen der Kinder, die Großeltern können damit meist noch weniger anfangen. Letztere können häufig aber auch auf dem Spielplatz nicht mehr so mithalten – da ist ein Spieleabend genau das richtige. Hier haben alle Generationen einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt und viele Spieleklassiker überleben sogar die Generationen. Langweiliges „Kaffee-Trinken“ mit Oma und Opa adé – stürzt euch in ein gemeinsames Abenteuer, bei dem das Alter keine Rolle spielt.
3 Tipps für einen gelungenen Spieleabend
Spielzeit planen: Ein Spiel anfangen und dann nicht beenden können, weil ein Termin ansteht, ist für alle Spielende ärgerlich und gerade für Kinder sehr frustrierend. Also achtet darauf, einen Termin zu wählen, der euch nicht beschränkt. Feste Spieltermine verwandeln das Spielen in ein festes Ritual, auf das sich alle freuen können. Bei jüngeren Kindern eignen sich die Wochenenden besonders gut, bei älteren Kindern bzw. Jugendlichen eignet sich vielleicht eher ein Tag in der Woche.
Das richtige Spiel auswählen: Für die Begeisterung deines Kindes ist es wichtig, dass das Spiel zu seinen Kompetenzen passt. Spiele weit über der Altersempfehlung sind meist nicht geeignet, denn sie sorgen beim Kind für Frustration. Das ist am Ziel vorbei – also greife auf Spiele zurück, deren Altersempfehlung dem Alter deines Kindes entsprechen. Bei Kindergartenkindern informiert euch gerne bei den Erzieherinnen, welche Spiele euer Kind dort gerne spielt. Lest euch vorher die Spielanleitung durch, damit keine Langeweile und Ungeduld vor dem Spiel entsteht.
Ablenkung von außen vermeiden: Die goldene Regel lautet „Handys aus!“. Smartphones sind die größten Störfaktoren unserer heutigen Zeit. Vermittele deinem Kind das Gefühl, dass es in diesem Moment nur um die gemeinsame Zeit geht – dies symbolisiert deine Wertschätzung gegenüber deinem Kind und dem Moment. Für ältere Kinder gilt die Regel später natürlich genauso.
Foto: handy139 auf Pixabay.com
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